Geschichte des Orchesters

Die Erfolgsgeschichte des S O R – des „Schönsten Orchesters Reinickendorfs“ 

 von Dieter Reetz   – Dezember 2022.

Richtig muss es allerdings heißen: Senioren Orchester Reinickendorf, das im Frühjahr 1975 mit etwa zehn Musikerinnen und Musikern und einem kleinen Damenchor seinen ersten Konzertauftritt im Reinickendorfer  „Ernst Reuter Saal“ hatte. Drei, gerade in den Ruhestand verabschiedete „Jung“-Rentner, der Dirigent Willi Kirsch und das Ehepaar Paul und Herta Schmidt aus Heiligensee, wollten nicht so einfach die Hände in den Schoß legen und ausruhen, weshalb sie die Initiative ergriffen, mit Unterstützung der zuständigen Mitarbeiter des Bezirksamtes Reinickendorf, ein Amateurorchester zu gründen. Dabei verfolgten sie nicht nur das Ziel, sich selbst künstlerisch zu betätigen, sondern auch anregend und beispielhaft für ehrenamtliche Tätigkeit im  – sogenannten – Ruhestand zu werben.

Herta Schmidt nahm resolut die „Fäden in die Hand“ und leitete von nun an 37 Jahre organisatorisch und Klavier spielend das Orchester, das unter dem Dirigat von Willi Kirsch schnell zu einem der vielen Markenzeichen des zweitgrößten Berliner Stadtbezirks wurde. Mit jährlich drei bis vier Konzerten im „Ernst Reuter Saal“ sowie Konzertreisen in das damalige West-Deutschland bereitete es vielen älteren Bürgern frohe Stunden.
Willi Kirsch und auch Paul Schmidt, ihr Paulchen, der als 1. Geiger das Orchester anführte, sind kurz nach dem historischen Fall der Berliner Mauer verstorben, was ein herber Rückschlag für das Orchester war.

„Unsere Herti“, wie sie allseits liebevoll genannt wurde,  hat jedoch die Gunst der Stunde genutzt, um mit ihrem Temperament und der ihr eigenen Durchsetzungskraft Musikerinnen und Musiker aus dem ehemaligen Ost-Berlin und dem Brandenburger Umland, zum Teil ehemalige Berufsmusiker, im wahrsten Sinne des Wortes „herbeizuschleifen“.

So stand der Autor dieses Artikels, ein gebürtiger und sesshafter Köpenicker, bereits im Februar 1991 als Sänger und „Ansager“ mit dem Orchester im „Ernst Reuter Saal“  vor einem erwartungsfrohen Publikum.
Für eine kurze Zeit übernahm Arno Schulze, ein Geiger des Orchesters, die musikalische Leitung und bemühte sich, das SOR weiter voran zu bringen. Er musste jedoch den Taktstock sehr bald wieder aus gesundheitlichen Gründen und für immer aus der Hand legen.
Aber „unserer Herti“ gelang es, einen großartigen musikalischen Leiter zu finden: Den Dirigenten, Orchestererzieher, Arrangeur und  Komponisten Ernst Rembach, der in seinem langen Leben „nichts weiter als Musik“ gemacht hat, vor das Orchester „zu stellen“. Bei seinem ersten Besuch einer Orchesterprobe äußerte er: „ Da kann man was draus machen!“, was er dann auch 17 Jahre lang konsequent und mit einmaligem Einfühlungsvermögen getan hat.

Unter seiner Leitung, er war in Musikerkreisen nicht nur bekannt, nein auch sehr beliebt, wuchs das SOR auf über 40 Musikerinnen und Musiker an. Er, Ernst Rembach, bearbeitete unzählige Werke bekannter – und auch weniger bekannter – Komponisten für die Aufführung durch das SOR, wobei er genau wusste, welcher Spielerin / welchem Spieler er mehr oder weniger Schwierigkeiten übertragen konnte. So schrieb er in unermüdlichem Fleiß Noten für mehrere hundert Arrangements, die beim immer zahlreicher werdenden Publikum großen Beifall fanden. Ernst Rembachs musikalischer Nachlass ist für das SOR ein großer Schatz, den wir in seinem Sinne wohl hüten und immer wieder zur Aufführung bringen werden.

Im Mai 2007 stand „unser Ernste“ mit seinen 88 Lebensjahren zum letzten Male vor seinem SOR, konnte noch 2 Jahre den Fortbestand des Orchesters unter der Leitung seines ehemaligen Kollegen und nunmehrigen Nachfolgers, Günter Krause, als Konzertbesucher wohlwollend und anerkennend beobachten, bevor er im Mai 2010 im 91. Lebensjahr verstarb.


Ja, ein Seniorenorchester hat naturgemäß mit häufigen Verlusten seiner Musikerinnen und Musiker auszukommen. Doch wie heißt es so treffend im Showgeschäft ? “The Show must go on…“  und das wird sie auch. Denn mittlerweile ist das SOR auf über 50 Musikerinnen und Musiker gewachsen.

Die künstlerische und organisatorische Gesamtleitung, bereits zu Lebzeiten von unserer Herti allmählich übertragen, liegt nun in den Händen des Autors, der vor zwei Jahren für sein 20jähriges Wirken im „Ernst Reuter Saal“ vom Bürgermeister Reinickendorfs, Herrn Frank Balzer, geehrt wurde und nunmehr eines der dienstältesten Musikerinnen und Musikern ist.

Wir werden die 47jährige Erfolgsgeschichte des SOR im Sinne unserer unvergessenen Herta Schmidt, Trägerin des Bundesverdienstkreuzes am Bande, und unseres „Ernste“ mit jährlich vier Konzerten im „Ernst Reuter Saal“ fortführen.

Um auch weiterhin unserem Publikum im fast immer ausverkauftem Konzertsaal frohe Stunden bereiten zu können, sind wir an Musikerinnen und Musikern  – vorwiegend Streicher,  oft auch Blechbläser   –   die bei uns mitspielen wollen, sehr interessiert und heißen sie herzlich willkommen. Sie werden sich bei uns „ wie zu Hause“ fühlen. Und haben Sie keine Angst von wegen: „ich trau mir das nicht mehr zu“ oder „ es ist schon soo lange her, dass ich mein Instrument angefasst habe…“  Mit diesen  – überbrückbaren –  Hemmungen kamen auch andere zu uns, fanden sich sehr schnell in unserer „großen musikalischen Familie“ zurecht und fühlen sich sehr wohl.

Also kontaktieren Sie uns, wenn Sie interessiert sind.